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Mittwoch, 30. September 2015

Spaß mit dem spanischen Finanzamt


In einem Gespräch am Telefon erfuhr ich von einer Bekannten, dass sie seit Jahren für ihre Wohnung hier in Spanien keine Einkommensteuern bezahlt. Sie hatte es schlichtweg vergessen, denn ihr Mann war gestorben und seitdem blieb das Apartment ungenutzt. Na, ich habe sie dann erstmal kräftig zusammengefaltet. Wie kann es sein, hier Eigentum zu haben und keine Steuern dafür zu zahlen? Zumal es keine Arme trifft in diesem Falle. Sie bat mich dann, doch für sie die Einkommensteuererklärung anzufertigen und bei ihrer Bank zu präsentieren.

Ich füllte das Formular 210 im Internet aus und der Drucker fertigte die entsprechenden Seiten. Nun fehlten mir nur noch zwei Dinge: Umschläge und Etiketten. Ich schreibe Umschläge, da es sich um zwei Steuererklärungen handelt: für die Wohnung und für die Garage. Und jede Erklärung muss in einem gesonderten Umschlag abgegeben werden. Wenn das so weiter geht, wird Spanien eines Tages noch in Bergen von Papier versinken – und das im Zeitalter des Internet.

Heute machte ich mich also auf den Weg nach Denia, um die fehlenden Utensilien zu besorgen. Als meine Nummer dann endlich aufgerufen wurde, ging ich zum angezeigten Schalter und bat um Etiketten für diese Steuererklärungen (die legte ich dem Sachbearbeiter vor).

„Ich brauche Ihre N.I.E.-Nummer“, sagte er mir.

„Die Steuererklärung ist nicht für mich, sondern für eine Freundin, die sich nicht in Spanien aufhält“, erklärte ich.

„Ich brauche dann außer der N.I.E.-Nummer auch noch eine Vollmacht im Original von der Steuerpflichtigen“, brummte der Mann.

Er griff in eine Schreibtischschublade und legte mir ein zweiseitiges Formular mit der Nummer 030 vor. Soviel ich verstand, war das eine Erklärung für eine Volkszählung. Naja, mein Spanisch ist wohl doch nicht so gut.

Außerdem erhielt ich einen Vordruck für eine Repräsentation. Diesen sollte ich per Post nach Deutschland zur Steuerpflichtigen schicken. Sie sollte alles ausfüllen, unterschreiben und dann wieder per Post zurücksenden.

„Das dauert doch mindestens zwei Wochen“, warf ich ein. „Der Abgabetermin für die Steuer ist aber bereits in der kommenden Woche!“

„Ich brauche diese Unterlagen, sonst gibt es keine Etiketten“, sagte er stur.

„Gut, wenn ich keine Etiketten bekomme, gibt es keine Steuereinnahme!“ trumpfte ich auf.

Er zuckte mit den Achseln.

„Bester Mann, ich möchte doch bloß Steuern zahlen. Sie brauchen mir die Etiketten ja nicht auszuhändigen. Kleben Sie die selbst auf die Formulare“, versuchte ich es noch einmal.

„Nein! Nicht ohne Vollmacht und N.I.E.-Nummer“, sagte er hart wie Krupp-Stahl.

„Ist Ihnen klar, dass Sie mich daran hindern, hier in Spanien Steuern zu bezahlen“, keifte ich nun los.

„Ich hindere niemanden daran, Steuern zu zahlen. Geben Sie mir die N.I.E.-Nummer und eine Vollmacht....“ weiter kam er nicht, ich war schon weg.

Nun frage ich mich allen Ernstes, wie ein Land, welches nicht bereit ist Steuern entgegen zu nehmen, jemand aus der Crisis wieder herauskommen will.

Man stelle sich diese Situation in Deutschland vor: Ich gehe zu einem Finanzbeamten und sage:

„Hier sind 1.000 Euro. Die möchte ich gern als Steuern einzahlen!“

Also glaubt hier ehrlich jemand, der Finanzbeamte hätte mich rausgeschmissen? Ich nicht!





Copyright: Rainer Sturm, pixelio.de

Die heutigen Stunden beim Finanzamt passen mal wieder gut für eine Anekdote auf meiner Homepage!Man kommt ins Gebäude hinein und prallt praktisch gegen einen Bullen von Mann. Der will wissen, was Dein Anliegen ist.

Wenn Du jetzt sagst: "Ich will hier eine Bombe legen!", kommst Du nicht rein. So ist das mit der Ehrlichkeit nun mal. Ich wollte eine Kopie meiner Steuererklärung von 2009. Das wurde als Grund akzeptiert und der Bulle verwies mich an den nächsten (Bullen). Dort musste ich meine Handtasche in ein Körbchen legen. Sie wurde dann durchleuchtet, wie beim Flughafen. Ich selbst musste durch eine Schranke gehen, die mich auf Metall untersuchte (Plastiksprengstoff wäre sicher nicht aufgefallen!). Dann bekam ich meine Tasche wieder und musste zum nächsten Tisch. Ein drittes Mal brachte ich mein Anliegen vor. Ich bekam eine Nummer und die Dame ging mit mir zu einem Pult und suchte das entsprechende Antragsformular für mein Anliegen heraus.

"23 Centimos", sagte sie zu mir.

"Wie bitte?" fragte ich nach. Nicht weil ich sie akustisch nicht verstanden hatte, aber geistig hinkte ich hinterher. Konnte es sein, dass man für einen Antrag 23 Cent bezahlten sollte?

Ich bezahlte also - mehr erstaunt als sauer - füllte den Antrag am Pult aus und setzte mich in die Wartereihen.

Meinem Willi schrieb ich per SMS: "C 18 ist dran - habe C 25". So konnte er sich auf eine gewisse Wartezeit einstellen. Es gab ca. 17 Schalter - zwei davon waren mit Sachbearbeitern besetzt!

Endlich kam ich an die Reihe. Eine wirklich freundliche junge Dame fragte nach meinen Wünschen. Ich legte Ihr den Antrag vor. Sie gab alles in den PC ein, fragte ob ich immer noch das Postfach habe und erklärte: "In einer Woche haben Sie die Kopie der Steuererklärung in Ihrem Postfach!"Ich starrte sie

an, denn ich konnte kaum fassen, wie reibungslos und schnell das gelaufen war. Also bedankte ich mich artig und ging zurück zur Papierverwalterin. Ein Mann war vor mir, der das Modell 210 haben wollte - ein Vordruck für die Steuererklärung von Nicht-Residenten.an, denn ich konnte kaum fassen, wie reibungslos und schnell das gelaufen war. Also bedankte ich mich artig und ging zurück zur Papierverwalterin. Ein Mann war vor mir, der das Modell 210 haben wollte - ein Vordruck für die Steuererklärung von Nicht-Residenten.

Die Dame suchte und suchte. Es gab gleich mehrere Schränke, in die sie bis zur Taille eintauchte. Als sie alles durchsucht hatte, rief sie ihre Kollegin im Obergeschoss an. Dann wandte sie sich wieder dem Mann zu, schüttelte bedauernd den Kopf. Das Formular sei nicht vorrätig. Sie fragte ihn, warum er es denn nicht per PC ausdrucken würde. Daraufhin begann eine lange Erklärung über seinen bösen Drucker, der jedes Blatt Papier zerreißt, bevor er es ausspuckt. Mit Bedauern trennte man sich.

Nun war ich an der Reihe. Ich bat um zwei Umschläge. "Wofür?" - "Für die Steuererklärung 210 für Nichtresidente!"

Sie ging an den Schrank, griff hinein und legte mir zwei Umschläge auf den Tisch.

"Drei Euro", sagte sie.

"Drei Euro für zwei Umschläge?"

Sie drehte einen Umschlag um und zeigte auf den aufgedruckten Preis: 1,50 Euro.

Was sollte ich machen, ich brauchte die Dinger? Also zahlte ich die 3 Euro. Nachdem ich meine Geldbörse umständlich wieder in der immer zu kleinen Damenhandtasche verstaut hatte, griff ich nach den Umschlägen - und musste grinsen. Es waren nicht nur die Umschläge für die Steuererklärung Nr. 210 - in diesen Umschlägen befanden sich die Vordrucke für die Steuererklärung. Also genau die Formulare, nach denen der arme Mann vor mit gefragt hatte. Der war natürlich schon lange weg, sonst hätte ich sie ihm geschenkt. Ich brauchte ja nur die Umschläge.

Ich überlegte kurz, doch dann entschied ich mich mit einem weiteren Grinsen, die Dame nicht über den Inhalt der Umschläge aufzuklären. Wenn die zu dumm ist um zu fühlen, dass dort etwas drinnen war, so wollte ich ihr Wissen ganz sicher nicht erweitern.

Das war meine kleine Rache für die 3,23 Euro, die mich der ganze Spaß gekostet hat!

Obwohl auf der Homepage vom Finanzamt steht, dass man sich ab dem 1.3.2011 das Steuerformular 210 herunterladen kann, ist dies bis heute nicht der Fall. Und selbst wenn ich es mir herunterladen könnte, fehlt mir ja immer noch der Umschlag, in den ich diese Steuererklärung schieben muss, damit die Banken sie überhaupt annimmt.

So machte ich mich heute abermals auf den Weg zum Finanzamt nach Denia.

Die freundliche Dame von vor einigen Tagen war leider heute nicht da. Also wandte ich mich an ihre Vertretung. Ich sagte, ich hätte gern noch einmal drei Steuerformulare 210 mit Umschlag.

"Gibt es nicht, laden Sie sich die Formulare aus dem Internet herunter!"

"Das geht nicht, die Seite von Finanzamt hat diese Formulare immer noch nicht zum download bereit!"

"Dann warten Sie!"

"Kann ich nicht. Ich verlasse in zwei Wochen Spanien und möchte vorher noch meine Steuererklärung für 2010 bei meiner Bank abgeben!"

"Morgen oder Übermorgen werden Sie sich die Formulare sicher runter laden können!"

"Selbst wenn, so brauche ich von Ihnen die entsprechenden Umschläge!"

"Laden Sie sich die aus dem Internet herunter!"

"Die Umschläge????"

Sie wurde langsam wütend, stand auf und ging an einen Schalter, um mit einem Kollegen zu sprechen.

Sie kam zurück.

"Wir haben diese Umschläge nicht!"

"Dann geben Sie mir drei Umschläge für die Steuererklärungen von Residenten!"

Sie stand auf und holte die Umschläge (man kann sie für beide Steuererklärungen verwenden, aber so etwas ist beim Finanzamt wohl noch nicht angekommen).

Sie knallte mir die Umschläge auf den Tisch. Sie waren sogar kostenlos. Aber nun war ich gereizt. Ich fragte:

"Was mache ich eigentlich, wenn ich keinen Computer habe, oder keinen Drucker, oder eines von beiden ist defekt?"

"Dann müssen Sie Ihre Steuererklärung eben von einer Gestoria machen lassen!"

"Von einer Gestoria, die mir 70 bis 100 Euro dafür abnimmt, auch wenn ich zum Beispiel nur 30 Euro Steuern zu zahlen habe?"
Sie zuckte die Achseln und wollte noch etwas sagen. Ich unterbrach sie und meinte:

"Ich werde mir Ihre Antwort aus dem Internet runterladen. Danke sehr!"

Tja, nun stehe ich da und kann nur hoffen, dass das Finanzamt innerhalb der nächsten 2 Wochen das Steuerformular zum Download auf seine Internet-Seite stellt.

Was ist das nur für ein Land, in dem es einem so schwer gemacht wird, seine Steuern zu zahlen?

Lilac Namez, Spanien 2009



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